Dienstag, 14. Mai 2013

Rezi "Frühlingsgewitter" Angela Gerrits

Titel: Frühlingsgewitter
Autor: Angela Gerrits
Verlag: Oetinger
ISBN: 978-3-8415-0198-1
Preis: 8,99 €
Genre: Kinder-Jugendbuch
empfohlenes Alter: ab 13
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 176 Seiten
Erscheinungsdatum: 01.04.2013
Reihe: -


2,6 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Joe (17) lebt mit ihren Eltern zusammen in Hamburg als plötzlich ihre Welt über ihr zusammenkracht. Ihre Eltern streiten sich, ihr Freund verhält sich sehr merkwürdig und ihre beste Freundin hat plötzlich keine Zeit mehr für sie. Alles spitzt sich zu und es kommt zu einem Unfall. Den Griechenlandurlaub mit ihrer Mutter sieht Joe dann als Fluchtmöglichkeit vor all ihren Problemen und als sie dann auch noch Nikos kennenlernt, wirkt das Leben schon nicht mehr ganz so trostlos. Doch irgendwann wird sie sich der Vergangenheit stellen müssen, oder etwa nicht?

*Wie kam das Buch zu mir*
Dieses Buch wurde mir vom Verlag für eine Leserunde bei Lovelybooks zur Verfügung gestellt. Ich erwartet eine locker leichte Frühlingsgeschichte mit ein wenig Dramatik. Das hat sich nicht ganz so erfüllt, aber dazu lest unten bitte mehr.

*Aufmachung/Qualität*
Die Qualität des recht dünnen Taschenbuches ist sehr gut. Der Einband ist sehr flexibel und bildet keine Leserillen. Die Covergestaltung fand ich auch sehr schön, obwohl sie nicht so recht zur Grundstimmung im Buch passen will. Die Oberfläche fühlt sich leicht gummiert an und die Farbwahl ist ebenfalls gut gewählt.
Die Kapitel/Abschnitte beginnen immer mit der Angabe des Ortes und der Temperatur, was super zum Titel passt und eine besondere Stimmung in die Geschichte bringt. Die Abschnitte sind sehr kurz aber das finde ich sehr passend für die Altersgruppe ab 13 Jahren und mich als Erwachsenen hat es auch nicht gestört.

*Meinung:*
Die Grundidee ist einfach und ich hatte das Gefühl, dass alles nur angerissen wurde bzw. nur an der Oberfläche gekratzt wurde. Es werden Themen wie Familie, Freundschaft, Schuld, Eifersucht, Trennung, Angst, Gewissen, Wut und Liebe angesprochen, aber bei keinen dieser Themen hatte ich das Gefühl, dass in die Tiefe gegangen wurde. Das Buch eignet sich sicher fantastisch als Schullektüre für den Ethik- oder Sozialkundeunterricht da es Ansatzpunkte für viele Diskussionen bietet. Für eine Lektüre zu Hause ohne Reflektion reicht es mir und meines Erachtens auch der empfohlenen Altersklasse nicht.

Der Schreibstil ist sehr einfach, war aber für die Altersklasse sehr gut gewählt. Es gab zwei Zeitsprünge, die für mich keinen Sinn machten, aber wohl zum Spannungsaufbau dienen sollten. Auch hierfür werde ich dem Buch keinen Abzug geben, da ich mir durchaus vorstellen könnte, dass dieses Ziel bei der Lesergruppe der 13-15jährigen erreicht würde. Das jedes Kapitel mit Orts- und Temperaturangabe beginnt gefiel mir ausgesprochen gut. Dies vermittelte zusammen mit der deutliche Thematik des Wetters in der Handlung eine ganz besondere Stimmung. Weniger gefielen mir die Gedanken und Träume des Hauptcharakters die manchmal ohne direkten Zusammenhang zur aktuellen Handlung in den Text eingefügt wurden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies für die Zielgruppe einen Sinn ergibt. Die Handlung wird aus der 3. Person und der Vergangenheit geschildert.

Die Emotionen der Charaktere kamen bei mir nicht an und ich empfand das gesamte Buch daher emotional sehr flach. Die Charaktere reagierten selbst für Jugendliche zu extrem und oft sehr abgehakt. Daher kam sowohl die Liebe als auch die Freundschaft für mich nicht authentisch herüber. Lediglich der Konflikt zwischen den Eltern von Joe konnte mich überzeugen.

Spannung wird in dem Buch durch Unwissenheit aufgebaut. Man fragt sich das ganze Buch über, wie eine bestimmte Sache ausgeht. Außerdem sollen wohl auch die sehr kurzen Sprünge in die Zukunft für Spannung sorgen, was an mir allerdings wie oben schon erwähnt vorbei ging. Überraschungen gab es für mich zwar keine, aber ich bin mir sehr sicher, dass die Zielgruppe das ganze nicht so einfach durchschauen wird. Ich denke daher, dass das Buch für die Zielgruppe durchaus sehr spannend sein könnte.

Die Charaktere gefielen mir an dem Buch am wenigsten. Joe ist unheimlich zickig und unsympathisch und das sagt jemand, der tagtäglich mit Jugendlichen zusammenarbeitet. Dieses Mädchen benimmt sich nicht wie eine 17jährige sondern wie eine 12jährige. Egoismus pur, der auch nicht mit Pubertät zu entschuldigen ist. Auch die anderen Charakter wirkten auf mich unsympathisch und flach. Hier kam einfach gar nichts bei mir an. Lediglich Joes Vater (und streckenweise auch ihre Mutter) wirkte sympathisch und interessant, aber der spielt nur eine kleine Rolle.

Die Liebesgeschichte ging ebenfalls völlig an mir vorbei. Sie wurde so überstürzt entwickelt, dass ich eine Zeile zweimal lesen musste. Ich hatte da noch nicht mal gecheckt, dass die beiden sich sympathisch waren, geschweige denn sich was anbahnte. Ich lese ja viele Kinder- und Jugendbücher und mir macht daher eine schnelle, melodramatische oder sonst wie übertriebene Entwicklung einer Liebesgeschichte nichts aus, aber hier wurde einfach viel zu viel ausgelassen. Der Funke sprang bei mir gar nicht über.

Das Ende war sehr offen. Wie oben schon erwähnt würde sich das sehr gut als Schullektüre machen und eine tolle Basis für Diskussionen bieten, aber für mich war das nichts. Wenn ich ein Buch lese, möchte ich eine Geschichte erzählt bekommen und zwar von Anfang bis Ende und möchte mir das Ende nicht selbst ausdenken müssen.

Grundidee 3,5/5
Schreibstil 3/5
Emotionen 2/5
Spannung 3,5/5
Charaktere 2/5
Liebesgeschichte 2/5


*Fazit:*
Meines Erachtens hat diese Geschichte für Erwachsene so gut wie nichts zu bieten – einfacher Schreibstil, wenig Spannung, flache Charaktere. Die Zielgruppe sind aber 13-15jährige und das habe ich bei meiner Bewertung mit einbezogen. Die Spannung und die Überraschungsmoment, die mir ein wenig abgingen, werden bei der Zielgruppe mit Sicherheit ankommen. Trotzdem kann ich dem Buch nicht viel mehr Sterne geben, da es für mich kein Buch ist, dass ich einer 13jährigen schenken würde, außer ich habe vor mit ihr ein ganz bestimmtes Thema, was auch hier um Buch vorkommt, zu besprechen. Dann könnte man das Buch durchaus als pädagogisches Hilfsmittel anwenden, aber dazu war es ja wohl nicht gedacht. Für Sozialkunde- und Ethiklehrer(innen) ist dieses Buch durchaus empfehlenswert, an alle anderen möchte ich hier keine Empfehlung aussprechen.

2,6 von 5 Sternen
 

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